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Pèlerinage à Pièd - Solla à Alèdjo

23.06.2013 21:31

Fußwallfahrt, na das kann ja was werden.

Seit vier Jahren veranstaltet die Pfarrei mittlerweile einmal jährlich eine Fußwallfahrt für die Angehörigen der Pfarrei in Solla und Umgebung. Da die meisten Erwachsenen in die Arbeit eingebunden sind, besteht die Teilnehmergruppe hauptsächlich aus den Jugendlichen, die sich von der Arbeit auf dem Feld befreien lassen können. In der Pfarrei hängen die Gruppenfotos der letzten Fußwallfahrten und dadurch, dass auch die jeweiligen Freiwilligen mitgemacht hatten, wusste ich, dass das auch von mir erwartet würde. Das zweite Problem war, dass die Wallfahrt von Jahr zu Jahr ihre Distanz verlängert. In diesem Jahr sollte es sich um eine Strecke von 80 km von Solla nach Alèdjo handeln.

Dennoch ging ich optimistisch und motiviert in die ganze Sache und letztlich sogar ein wenig ehrgeizig, sodass ich es teilweise schon fast als „Last“ gesehen habe, wenn ich das Auto mit dem Gepäck und dem Essen fahren musste.

Los ging die Reise Sonntagmittag den 9.6. in Solla mit einem Fußmarsch nach Pagouda (12km) einmal durch den Busch. Ich war auch zugleich für den Fahrdienst eingeteilt. Ich fuhr das Gepäck der Gruppe inkl. Des Abendessens nach Pagouda und traf mich dort mit den angekommenen Pilgerern. Das während des Marsches durchweg motiviert gesungen wurde, ist selbstverständlich. Auch bei der Ankunft in Pagouda war von Müdigkeit noch nichts zu sehen. Die Installation der Moskitonetze war für mich als Lariamgeschützter ein besonderes Vergnügen: „Wie hänge ich in einem riesigen Saal ohne jegliche Haken mein Moskitonetz auf?!“ Letztlich haben Stühle Abhilfe geschaffen, die zwischen den Netzen aufgestellt wurden und dafür gesorgt haben, dass das Netz ca. 30 cm über dem Boden hing - Nichts für dicke Leute. Am nächsten Morgen ging dann auch für mich die Pilgerfahrt los. Pagouda – Saoudé (ca. 22km) stand für heute auf dem Plan. Mit Wanderstock und lauter Stimme ausgerüstet ging es los Richtung Mittagessen in Farrendé. Dreieinhalb Stunden dauerte diese Etappe und ich war erstaunt von mir und meinen Füßen – alles topfit. Nach einer Pause zum beim Mittagessen ging es weiter hoch nach Saoudé in die Berge und diesmal so richtig durch den Busch. Schmale Trampelpfade und ein ziemlich steiler Anstieg und dennoch: Die Müdigkeit lies auf sich warten, zumindest wurde sie von der Motivation übertrumpft. Als dann irgendwann nach kilometerweitem Nichts die erste Rundhütte auftauchte, kam die Erleichterung. Die resistenten Mägen unser Mitstreiter wurden mit Brunnenwasser gefüllt. Da Jonathan und ich es bisher geschafft hatten, diese Art Wasser zu vermeiden ständen wir vor einem Interessenskonflikt, wenn da nicht Jonathans rettender Mikrobentöter gewesen wäre. Mit UV-Licht, dass wir in unsere Wasserflaschen hielten hofften wir unser Wasser reinigen zu können, um so dem Verdursten sowie den Bakterien aus dem Weg gehen zu können – Erfolgreich! Es sollte sich herausstellen, dass der Mikrobentöter uns nicht nur einmal aus so einer Situation rettete. Auf den letzten Metern vor unserem nächtlichen Zielort trafen uns weitere Mitstreiter aus der Gemeinde von Saoudé und wieder wurden wir zum Singen und tanzen animiert und liefen so mit enormer Motivation in unserm Zielort in den Bergen vor Kara ein.

In guter Laune ging es in die Abendplanung, diesmal war der Aufbau der Moskitonetze aufgrund von kleineren Zimmern kein Problem. Die Abendbesprechung war von Müdigkeit und zwei motivierten europäischen Pfarrern dominiert. Diese Mischung ist logischerweise eher suboptimal. Die folgende Nacht verbrachte ich erneut auf dem Boden, doch dieses Mal wurde die Nacht mehrfach durch die knarrende Tür des Badezimmers unterbrochen. Wie sich am nächsten Morgen dann herausstellte war mein deutscher Mitstreiter Jonathan von einer fiesen Malaria heimgesucht worden und  musste damit zunächst ins Krankenhaus gebracht werden. Damit fiel dieser auch erst einmal aus. Als letzter Europäer  (eine weitere war bereits vor Start der Wallfahrt krank geworden) in dieser fünfzig Mann starken Gruppe ging es dann los. Zunächst in die Kirche, wo der Bischof von Kara eine motivierende Messe für uns hielt und dann wieder ins Tal in Richtung Mittagessen nach Soumdina-Bas. Nach ca. Drei Stunden hochmotiviertem Marsch voller Gesang kamen wir dort an und bei mir machte sich zum ersten Mal die Erschöpfung breit. Der Plan sah vor, dass ich nach dem Mittagessen das Auto fahre und darüber war ich nun auch wirklich froh (natürlich nur innerlich, ich war ja eigentlich ehrgeizig). Doch es sollte nicht so sein. Der togolesische Père Francois erzählte mir von seiner Beinzerrung und bot mir an, die Autofahrt abzunehmen. Trotz der enormen Müdigkeit nahm ich sein Angebot an und lief mit der Gruppe zum Zielort für die kommende Nacht nach Melmèssede. Während der Diskussionsrunde auf etwa halber Strecke setzte sich ein älterer Herr mit wackeligem Gang in unsere Gruppe und fing mit interessanten Argumenten an mit uns zu Diskutieren. Der Klang seiner Sprache sowie der zuvor bemerkte wackelige Gang ließen schnell eine Nebendiskussion mit Wettoption auftreten in der es um die Zahl der Kalebassen Hirsebier ging, die dieser Mann wohl schon zu sich genommen hatte. Leicht aufgeheitert durch dieses Ereignis ging es nun weiter nach Melmèssede. Auf dem Weg versperrte uns ein Brückenbau den Weg und damit stellte sich die Frage wie man diesen Fluss überqueren solle. Eine glorreiche Matschaktion und einige mutige Schritte durchs Wasser waren meine Lösung, doch ein Großteil der Gruppe sparte sich mein Malheur mit der  Matschaktion. Weiter ging es in den Endspurt des Tages und bei mir war die Erschöpfung auf einem enorm hohen Niveau angekommen. In Melmèssede angekommen wurde schnell geduscht und der Abend in einem Stuhl verbracht, ohne noch viel hervorzubringen. Highlight des Abends: Der Dorfchef lud uns alle auf ein Bier ein. Ich war am Ende als ich bedachte, dass noch zwei Tage vor uns liegen und der morgige mit etwa 30 km Tagesstrecke der anstrengendste der gesamten Pilgerfahrt werden sollte. Ich wusste nicht, wie das Enden würde. Die Nacht habe ich wieder auf dem Boden geschlafen unter klarem Sternenhimmel. Am nächsten Morgen fühlte ich mich genauso grauenhaft erschöpft wie am Abend zuvor. Die ersten vier Kilometer des Tages war es dann mein Auftrag, das Auto zu fahren und diesmal blieb es auch dabei. Ich konnte mich so noch etwas länger ausruhen und fuhr dann den Pilgerern hinterher.

In Sirka angekommen kam eine plötzliche Wendung. Motivation und Ehrgeiz besiegten die Müdigkeit und ich fühlte mich von einer Minute auf die nächste wieder fit. Es war als wäre schlagartig eine Art Resistenz gegen die Erschöpfung aufgetreten. Los gings! Mittagessen war irgendwo im nirgendwo auf halber Strecke – dachten wir. Nach nur drei Stunden Marsch erreichten wir unseren ausgemachten Platz für die Mittagspause. Als nach kurzer Wartezeit dann das Auto mit dem Mittagessen ankam, saß auch mein Mitstreiter Jonathan wieder mit im Auto. Seine Malaria hatte er überstanden, doch die anhaltende Schwäche machte es unmöglich für ihn, weiter mitzulaufen. Bei mir war der plötzliche Aufschwung noch nicht zu Ende. Es konnte für mich problemlos weitergehen. Also liefen wir nach dem Mittagessen weiter in Richtung Gandé unserem Ziel für die folgende Nacht. Leider wurde die Distanz etwas unterschätzt, sodass die Ankunft am Zielort sich auf etwa 20 Uhr abends belaufen sollte. Doch wieder kam etwas dazwischen. Da einige Pilgerer mit körperlichen Problemen zu kämpfen hatten, kam uns das Auto entgegen, um die angeschlagenen Mitstreiter einzusammeln. Gleichzeitig wurde mir dann der Fahrauftrag gegeben, was bei mir auch nicht gerade Protest hervorrief. Bis zu diesem Moment belief sich die Tagesstrecke bereits auf ca 26 km und es sollten noch ca 5 weitere folgen und das obwohl die Nacht bereits hereinbrach.

Die Dunkelheit ist der Feind des Pilgerers, das bekamen wir in diesem einzigen Dunkeltheitsmarsch zu spüren. Im Eifer des Gefechts hatte niemand an die nötigen Sicherheitsvorkehrungen in der Dunkelheit gedacht. Ich war bereits mit den Kranken zu Hause mich ein dringender Anruf erreichte: Ein Motorradfahrer ist in unsere Pilgergruppe gefahren und es gibt wohl schlimmere Verletzungen. Ich solle zu Krankenstation fahren, um mit Sanitätern zum Unfallort zu kommen, jemand läge bewusstlos am Boden.

Eine Minute später erreichte mich eine Textnachricht, ich könne mir die Sanitäter sparen. Ich fuhr zum Unfallort und traf auf unsere Pilgerer. Es stellte sich heraus, dass auf unserer Gruppe ein Schutzengel lag. Der „Bewusstlose“ saß mittlerweile wieder aufrecht und hatte sich lediglich am Bein verletzt. Auch der Pfarrer trug eine Schürfwunden davon. Wir luden unseren „Bewusstlosen“ ins Auto und fuhren nach Bafilo ins Krankenhaus. Dem aus der Ethnie der Kotokoli stammenden Motorradfahrer war offensichtlich nichts passiert. Jedoch war sein Kind mit auf dem Motorrad und musste versorgt werden, wie dieser dem einzigen Pilgerer unserer Gruppe erklärte, der etwas Kotokoli verstand. Also nahmen wir auch diese beiden mit ins Krankenhaus. Dort angekommen bekamen wir die erleichternde Nachricht, dass es sich bei der Verletzung nicht um einen Bruch handelt, sondern „nur“ um schwere Prellungen. Vater und Sohn hielten ebenfalls eine Überraschung bereit. Ein Übersetzungsfehler war das Problem. Das Kind war nicht durch den Unfall verletzt worden, sondern es war schon vorher krank und der Vater wollte das Kind zu Hause pflegen, wo auch schon alle Medikamente vorhanden waren. Also ging es nun völlig erleichtert wieder zurück nach Gandé in unser Lager für die Nacht.

Eines hielt dass Schicksal für den heutigen Tage jedoch noch bereit. Als beim Anfahren das Auto mit einem Reifen auf dem ansteigenden Bordstein rollte, krachte es irgendwann und der Vorderreifen hing in der Luft. Was nun? Die drei Europäer dachten schon daran, einen Kran anzufordern, oder eine Seilwinde mit Flaschenzug zu Konstruieren. Doch der togolesische Erfindergeist kam uns zu Gute. Einer unser Pilgerer ging ins Wartezimmer des Krankenhauses und sagte lediglich: „Wir haben hier ein Problem.“ Sofort kamen alle nach draußen und mit gemeinsamen Kräften und einer provisorischen Treppe aus Gipssteinen wurde die Situation ohne jegliche Schäden zu verursachen bereinigt.

Feierabend! Zu Hause angekommen warteten die Pilgerer schon auf uns und als die Information bekannt gegeben wurde, dass wir enormes Glück gehabt hatten und nichts ernsteres passiert sei, sah man die Erleichterung in den Gesichtern der Pilgerer und fröhliche Stimmung lies nicht lange auf sich warten.

Am nächsten Morgen wurde etwas Ausschlafzeit gegeben; Um sechs Uhr 30 war planmäßiges Aufstehen angesagt. Um acht Uhr 30 war dann das Auto gepackt und die Pilgerer liefen los zur Messe unter den Mangobäumen etwa drei Kilometer vom Logement entfernt . Mein Auftrag war zum letzten Mal das Fahren. Nach der Messe ging es dann auch führ mich in den letzten Tag. Leider hatte ich während der Messe allerdings meinen Wasservorrat bereits leer getrunken. Man sagte, die Strecke bis zum Mittagessen sei recht kurz und da dachte ich, ich käme ohne viel zu trinken durch. Fehlanzeige! Wie sich herausstellte, wurde die Strecke wieder einmal total unterschätzt und es gab einige kleinere Verletzungen, die zu Unterbrechungen und letztlich sogar zum Teilen der Gruppe geführt haben. Der Wassermangel hat mir persönlich enorm zugesetzt und letztlich glaube ich, dass wir nicht allzu weit davon entfernt waren, dass Schlimmeres in dieser Hinsicht passierte.

Zum Glück haben wir alle den anstrengenden Marsch gut überstanden und zum Mittagessen konnten alle ihren Wasserhaushalt wieder aufbauen und sich für die letzte Etappe ausreichend zu wappnen.

Das letzte Stück ging zunächst einige Kilometer an der Rue Nationale entlang und jeder hatte die Aufgabe bis zum verlassen der Rue Nationale in eigener Meditation zu verbringen und über die Wallfahrt nachzudenken. Wider meiner Erwartungen nach der sonst so unermüdlichen Gesangsmotivation, verlief dieser Teil tatsächlich erstaunlich ruhig und in einer Atmosphäre der Meditation. Als wir dann auf die Straße nach Aledjo, unserem Zielort, abbogen verfielen wir wieder in Gesang und Gespräche. Der eindrucksvolle Blick in Tal und Wälder wurde für einige Minuten genossen und anschließend kam der Zieleinlauf. Lauter Gesang und volle Motivation führten uns durch Aledjo ins ehemalige Grand Seminaire, wo wir die letzten beiden Nächte unterkamen.

Geschafft!

Die unglaubliche Strecke von 80km mit nur minimalen Ausfällen wurde erfolgreich gemeistert und ganz nebenbei hat man seine Mitstreiter noch einmal sehr viel besser kennengelernt. Während der gesamten Pilgerfahrt machten Jonathan und ich uns immer wieder einen Spaß daraus, die sogenannten „Frauenaufgaben“ abwaschen, essen verteilen usw. zu übernehmen. Unsere Freunde haben gelacht, aber zum Teil auch wirklich verstanden, dass der Weiße auch für sich arbeiten kann und keine Leute benötigt, die alles für ihn erledigen. Ich glaube und hoffe, wir haben hiermit ordentlich Eindruck hinterlassen.

Das ehemalige Priesterseminar in Aledjo steht heute leer bzw. wird für gelegentlich auftretende Gruppen wie uns bereitgestellt. Das führt dazu, dass die Räume ziemlich Dreckbefangen sind und nicht das Allersauberste sind. Für zwei Nächte sollte es jedoch gehen. Die Fledermaus im Zimmer von Jonathan und mir störte uns auch nur mäßig.

Der Abend wurde mit interessanten Diskussionen über Religion und Weltanschauung gefüllt,  durch die Erschöpfung jedoch schnell beendet. Am nächsten Tag wachten wir in der Wolkendecke von Aledjo auf und es regnete. Nach dem Regen ging es hoch auf einen Felsvorsprung von dem aus man den Ort bzw. das Tal unterhalb von Aledjo betrachten konnte. Nachmittags ging es zum Schwesternhaus, dass 1963 von französischen Schwestern gegründet wurde. Ein enorm luxoriöses Gebäude mit einem riesigen Garten, in dem es alle Pflanzen und Bäume gibt, die in Togo wachsen können. Ein Paradies für uns Mangofans, die zunächst einmal einige köstliche Minuten dort verbracht haben. Nach der Abschlussbesprechung gab es das Abendessen im Speisesaal des Schwesternhauses und im Anschluss daran gab es vor dem Schlafengehen noch eine Filmvorstellung über die Gründung des beeindruckenden Hauses in den Bergen von Aledjo. Der letzte Morgen stand an und es wurde Zeit die Sachen zu packen und das Auto zu beladen. Nach dem Frühstück ging es zeitig los über einen langen Karaaufenthalt zurück nach Hause.

 

Abschließend muss ich sagen, dass diese unglaublich kräftezehrende Woche ein sehr schönes Erlebnis war, auf dass ich mit Freude zurückblicke. Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt und letztlich auch gemerkt, dass bei vielen togolesischen Mitstreitern irgendwann die Müdigkeit einsetzt und die Aufmerksamkeit aussetzt, was im alltäglichen Leben eigentlich gar nicht bzw. nur vereinzelt mal auftritt. Dieser Umstand war mir äußerst sympathisch und hat mir die togolesische Mentalität noch näher gebracht.

Ich bin froh, von Anfang bis Ende dabei gewesen zu sein. 

2. Zwischenbericht

07.06.2013 11:10

2. „Weltwärts“-Zwischenbericht Joris Krull

  1. Die Situation in Solla: Veränderung seit März 2013
  2. Meine Arbeit
  3. Das Leben in der Pfarrei
  4. Fazit

 

 

1. Die Situation in Solla: Veränderung seit März 2013

 

Der März ist in Solla normalerweise der heißeste Monat des Jahres, doch nach den Erzählungen der Einwohner ist es durch den ersten Regen Ende Februar um einiges milder geblieben, als erwartet. Im März befand ich mich dann auf meiner zweiten Reise nach Ghana in der ich einige Freunde aus meiner ersten Heimat (Deutschland) getroffen habe. Nach dieser Reise war ich sehr überrascht, als ich wieder in meine zweite Heimat zurückkam: Alles war grün. Die durch die vorangegangenen Monate vollkommen ausgetrocknete Erde hat die ganze Landschaft braun und unfruchtbar aussehen lassen. Aber schon nach dem ersten Regen hat sich das optische Erscheinungsbild Sollas sehr rapide geändert. Auf einmal wurde mir klar wie diese vorher fast Savannenartige Dürre bewohnbar wurde.

Die Regenzeit ist immer mehr im kommen und nach dem Niederschlag ist es, gerade wenn es nachts geregnet hat, sehr kalt. Ich bin eines Morgens tatsächlich in die Situation gelangt, einen Pullover zu tragen.

 

2. Meine Arbeit

 

In meinem ersten Zwischenbericht hatte ich über die Fundraisingaktion in meinem Freundes- und Bekanntenkreis geschrieben und über das Projekt zur Verminderung der Kindersterblichkeit in der Krankenstation von Solla. Wie sich mittlerweile herausstellt, handelt es sich bei den finanziellen Problemen, was die Versorgung der Kinder angeht, nur um sehr mäßig auftretende Einzelfälle, sodass dieses Projekt zwar läuft, aber vermutlich nicht alle Mittel verbrauchen wird, die bisher auf mein Spendenkonto eingegangen sind. Allerdings ist natürlich auch noch ein anderes Projekt im Gang: Die Integration und Verminderung von Vorurteilen im Hinblick auf den Nord-Süd bzw. Kabiyè-Ewe Konflikt. In diesem Sinne werden Kinder von einer Pfarrei in Lomé in unsere Pfarrei nach Solla eingeladen um hier eine Woche zu verbringen und die Kultur des Nordens kennenzulernen. Für die An- und Abreise der Kinder und für die Versorgung der Kinder werden viele Gelder gebraucht. Wir sind natürlich nicht so naiv und erhoffen uns von diesem Projekt eine sofortige Änderung der Situation und der gesellschaftlichen Verhältnisse, allerdings hoffen wir, dass es sich um einen Anfang handelt, der, wenn es sich nicht um ein „Einmalprojekt“ handelt, sondern sich im Laufe der Jahre quantitativ auch in mehrere Orte im Norden bzw. im Süden ausweitet eine Art Schneeballeffekt auslösen wird. Zur Info: Der togolesische Präsident Faure Gnassingbé ist ein Kabiyè aus dem Ort Pya nördlich der Stadt Kara. Dies führt dazu, dass die führenden politischen Ämter fast alle von Leuten dieser Ethnie besetzt sind, obwohl die Ewe im Süden des Landes zahlenmäßig sehr viel mehr vertreten sind.

Mein nächstes und vermutlich letztes Projekt ist ein sportliches Turnier in Solla mit einem Fußballturnier für Jungs, einem Volleyballturnier für Mädchen und einem Leichtathletikwettbewerb für beide Geschlechter. Um dieses Projekt zu finanzieren erhoffen wir uns Unterstützung von der deutschen Botschaft. Dieses Projekt steht allerdings noch in den Sternen und die Realisierung ist noch sehr unsicher.

Meine alltägliche Arbeit läuft nach wie vor. Der Sportunterricht in der Schule von Ayoto ist immer wieder ein großer Spaß für die Kinder und auch für mich, obwohl es angesichts der geringen Französischkenntnisse der Schüler für mich immer wieder eine Herausforderung ist, meine Pläne umzusetzen. Im Lycee gebe ich mittlerweile in allen drei Klassenstufen wöchentlich eine Stunde, in der wir versuchen uns so viel wie möglich auf Deutsch zu reden und zu diskutieren. Zudem nehme ich einmal pro Woche am Englischunterricht der Abschlussklasse teil.

Das Volleyballtraining läuft dank eines neuen Volleyballs, der mir auf meiner Reise nach Ghana von meinen deutschen Freunden mitgebracht wurde nun noch besser. Auch die abwertenden Kommentare der Jungs sind nach einem grandiosen Sieg unserer Mädchenmannschaft über die Jungenmannschaft weitgehend verebbt. Für mich als ehrgeiziger Trainer im sportlichen Bereich, war das eine enorme Genugtuung und Motivation weiterzumachen.

Der Klub für den Schutz und die Verbreitung der Kinderrechte läuft mittlerweile nur noch am Collège, dafür allerdings umso besser. Die amerikanische Organisation Peacechorps hat einen Wettbewerb mit allen Klubs dieser Art aus dem gesamten Land veranstaltet bei dem es um Kreativität, Moral und Geschickt ging. Die Kinder waren sehr begeistert und haben sich von den anderen Kindern viele Spiele Ideen und Späße abgeguckt, die von nun an in ihrem Repertoire vorhanden sind.

 

3. Das Leben in der Pfarrei „St. Augustin de Solla“

 

Mein Leben ist hier in jedem Fall sehr religiös geprägt und die meisten Geschehnisse haben einen religiösen Zusammenhang. Grundsätzlich finde ich das nicht problematisch, sondern eher positiv. Dennoch stellt sich für mich als Protestant immer wieder der Konflikt zum Katholischen, indem ich hier arbeite. Dennoch werde ich von niemandem zu etwas gezwungen und mir begegnen alle Leute mit großer Toleranz. Was mir besonders gefällt ist, dass man mich hier einfach kennt und ich, wenn ich durch den Ort laufe auch einfach von vielen Leuten mit meinem Namen angesprochen werde. Selbst die kleinen Kinder versuchen sich meinen Namen zu merken, allerdings mit etwas weniger Erfolg. Bei ihnen heiße ich mittlerweile „Onges.“

Was an dem religiösen Hintergrund sehr schön ist, ist dass man von Anfang an einen Zugang zur Gesellschaft hat und gleich Leute kennenlernt, bei denen man gut aufgehoben ist.

Was meine Seminartage angeht, lasse ich mir nun von einer Freundin im Ort zeigen, wie man Hirsebier braut und mit Joseph, dem togolesischen Praktikant der Pfarrei, mache ich zusammen einen Französischsprachkurs, indem wir politisches und literarisches Französischen lernen.

In der Pfarrei finden oft Versammlungen zu religiösen Themen statt, an deren Ende ich oft die Gäste von weiterer Entfernung nach Hause fahre.

Grundsätzlich ist in der Pfarrei immer etwas los und man hat immer jemanden mit dem man reden kann. Auf der anderen Seite hat man in seinem Zimmer doch meistens die nötige Anonymität, wenn man sich mal zurückziehen möchte. Eine mehr oder weniger ideale Situation, finde ich.

 

4. Fazit

 

Zu meinem Aufenthalt hier in Togo kann ich abschließend sagen, dass es mir weiterhin sehr gut gefällt und dass ich mich auf die restlichen drei Monate sehr freue. Die Projekte, die noch geplant sind, erfordern viel Organisationsarbeit, sodass ich damit sicherlich gut beschäftigt sein werde. Ich bin enorm motiviert und ich habe große Hoffnung, dass diese Ziele, die ich noch habe, auch erfüllt werden. Auf der anderen Seite denke ich jedoch auch, dass in drei Monaten auch für mich das Projekt zu Ende ist und meine Kreativität eine Pause braucht. Ich glaube dann ist der ideale Zeitpunkt, um dieses Projekt zu verlassen.

 

Solla, den 5.6.2013,

Joris Krull

Meine Fortschritte in Solla

09.04.2013 11:57

 

Ich bin nun seit etwa vier Monaten in meinem Projekt und nach wie vor muss ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem bin, was ich hier mache. Meine Arbeit besteht aus dem, was ich mir suche und was ich daraus mache. Ich gebe Englisch- und Deutschunterricht am Gymnasium, Sportunterricht an einer sehr armen Grundschule und zudem leite ich mit dem Sportlehrer eine Mädchenvolleyballmannschaft. Gerade der Erfolg von letzterem macht mich wirklich glücklich, denn der Gender-Konflikt ist wirklich enorm und ohne diesen Sportkurs hätten die Mädchen in diesem Dorf keinerlei Möglichkeit sich auch sportlich weiterzuentwickeln. Wir bieten den Kurs zweimal pro Woche an, aber sehr oft kommen die Mädchen auch an anderen Tagen zu uns und fragen, ob sie nicht doch heute mit uns weitertrainieren können.

Ein anderer Teil meiner Arbeit ist die Sozialarbeit mit Mns Pim, dem Arbeiter für soziale Angelegenheiten von Solla. Er zeigt mir viele schwierige Familienfälle und viele Probleme, die es im Dorf gibt. Zusammen entscheiden wir dann, inwieweit es notwendig ist Patenschaften nach Deutschland zu knüpfen oder inwiefern andere Familien eher das Bedürfnis danach haben. Gemeinsam haben wir auch an der Grundschule und der weiterführenden Schule eine Arbeitsgemeinschaft für die Verbreitung und den Schutz von Kinderrechten gegründet, der einmal wöchentlich zusammenkommt und die Kinder über ihre Rechte aufklärt.

Begonnen habe ich nun mit einem weiteren Projekt für Kinder und Behinderte, die im Krankheitsfall Probleme haben für ihre Behandlung aufzukommen. Sie werden finanziell unterstützt. Das Projekt ist so aufgebaut, dass die Gelder dafür von Freunden und Bekannten aus Deutschland kommen, die dieses Projekt unterstützen wollen. Ich versuche das Projekt in einem privaten Rahmen zu halten, damit auch nachkommende Freiwillige die notwendige Motivation haben, dass Projekt auf der Basis ihres Bekanntenkreises weiterzuführen. Wenn es die Möglichkeit gibt, mache ich Fotos von den Kindern nach ihrer Genesung und lasse sie den Spendern zukommen.

Ein weiteres Projekt steht in Planung mit dem anderen Freiwilligen meiner Organisation in Lomé. In Togo gibt es große gesellschaftliche Rivalitäten und Vorurteile zwischen den Menschen im Norden und im Süden. Wir wollen einigen Kindern aus Lomé die Möglichkeit bieten, die Kultur der Kabiye im Norden kennenzulernen um so diese Vorurteile zu vermindern. Sie würden in den Schulferien für eine Woche in den Norden kommen und bei uns in Solla die Kultur kennenlernen, ehe sie wieder nach Hause fahren. Es steht noch lange nicht fest, ob dieses Projekt stattfinden kann und es ist auch nur ein kleines Projekt, aber auch hier ist das Ziel wieder nur einen Grundstein zu setzen, damit nachfolgende Freiwillige es weiterführen können. In beiden Projekten sind verantwortungsbewusste Einheimische involviert, die nachfolgende Freiwillige bei der Weiterführung unterstützen können und bei der Organisation helfen.

 

Ich habe mir bevor ich herkam vorgenommen diesen Blog nie zum Spendenaufruf zu verwenden, da ich eigentlich nur über mein Leben hier informieren wollte und dies wird auch weiterhin der Inhalt des Blogs sein. Nun muss ich leider doch auf dieses Mittel zurückgreifen, denn ich weiß nicht, wie ich sonst den Großteil meines Bekanntenkreises erreichen kann. Die Projekte sind nicht sehr kostspielig, aber bei beiden gilt. Je mehr Mittel man hat, desto mehr Menschen kann man involvieren und desto größer ist der Effekt. Wenn also jemand sich nun bereit erklärt eine kleine Spende zu senden, so möge er mich bezüglich der Kontodaten bitte per Mail kontaktieren (krull.joris@web.de). Ich danke allen vielmals fürs Lesen des Blogs und gegebenenfalls fürs Unterstützen.

Mein zweiter Trip nach Ghana

05.04.2013 11:56

 

Mitte März habe ich zum ersten Mal meinen Urlaubsanspruch in meinem Freiwilligendienst wahrgenommen. Eine Reise durch ganz Ghana mit Freunden war der Inhalt und im Nachhinein muss ich sagen, dass es ein extrem schöner Urlaub war. Am 11. März 2013 ging für mich die Reise los in den Süden für einen weiteren Visumsantrag in der ghanaischen Botschaft. Die Zeit in Lomé habe ich in dem Waisenhaus des Mitfreiwilligen meiner Organisation wohnen und speisen dürfen. Von dort aus habe ich die relativ gute Internetverbindung Lomés genutzt um meiner Arbeit nachzugehen und neueste Berichte und Bilder von Patenkindern nach Deutschland zu verschicken. Auch einige Einkäufe und andere Angelegenheiten meiner Arbeitsstelle habe ich dort erledigt. Die Tage in Lomé sind immer sehr interessant, da man sie sich selbst vollkommen frei gestalten kann und nur am Ende dafür sorgen muss, dass man seine ToDo-List erfüllt hat.

Nach erfolgreichem Visumsantrag konnte ich dann am Dienstag den 19. März nach getaner Arbeit nach Ghana reisen. Mein Weg führte mich zunächst von Aflao, der Grenzstadt nach Accra. Nach dreieinhalb Stunden relativ angenehmer Fahrt im Trotro (Bulli, der mit Sitzbänken vollgebaut ist und etwa 15 Leuten mehr oder weniger gut Platz bietet) bin ich in Accra angekommen und begab mich in der vermeintlichen Unordnung dieser riesigen Metropole Westafrikas zur „Kaneshi-Station.“ Interessant ist an dieser Stelle die Fortbewegung innerhalb Accras. Ein Taxi zu nehmen ist in den meisten westafrikanischen Städten oft die einfachste und auch günstigste Lösung, da die Taxifahrer, wenn man es ihnen sagt, am Straßenrand Leute einsammeln und der Preis so geteilt wird. In Accra ist dies jedoch nicht üblich. An irgendwelchen Punkten in jedem Viertel fahren die Sammeltrotros an verschiedene Orte und für einen Ortsfremden ist es schier unmöglich durch dieses Verkehrsnetz durchzusteigen. Es empfiehlt sich also immer jemanden zu Fragen, der einem helfen kann. Was mich immer wundert ist, dass jeder Ghanaer den ich gefragt habe mir immer sofort helfen konnte und auch gleich sagen konnte, wo ich ein Trotro finde, wo ich umsteigen muss und was ich zu den Fahrern sagen müsste. Vielleicht ist es auch für sie schwieriger, wenn man in entlegenere bzw. unbekanntere Gebiete fahren möchte; ich weiß es nicht genau. Jedenfalls habe ich durch die Hilfe der Einheimischen so manch einen Cedi gespart.

In Kaneshi habe ich mich meine Reisemitstreiter, die zum Teil extra aus Deutschland angereist waren begrüßt und wir sind von Kaneshi Station aus losgefahren in Richtung Cape Coast. In Saltpond sind wir auf halber Strecke ausgestiegen, denn hier war unser Ziel für die erste Nacht: „Kokobongo Beach.“ So paradiesisch der Name klingt ist es auch. Weißer Sandstrand, kilometerweite Sicht, praktisch kaum eine Menschenseele, auf der einen Seite des Strandes der wunderschön blaue Ozean und auf der anderen Seite Kokospalmen soweit das Auge reicht.

Leider waren wir zunächst nur eine Nacht an diesem Ort. Am nächsten Morgen starteten wir unsere Reise gen Norden zum Mole Nationalpark. Die nächste Station der Reise war also Kumasi, ein Handelszentrum mitten in der Ashanti Region. Die Ashanti sind das wirtschaftsstärkste Volk Ghanas, was vermutlich auch an ihrer Vergangenheit liegt, denn die Ashanti waren in der Zeit des Sklavenhandels die großen Sklavenjäger in Ghana, die durch den Verkauf von Sklaven an die Europäer großen Reichtum erlangten. In Kumasi haben wir den sehr überfüllten, riesigen, engen aber äußerst interessanten Markt besucht. Ähnlich wie auf einem Jahrmarkt war das gesamte Marktgelände und darum herum voll mit Händlern und Kunden. Als Weißer ist man auf dem Markt immer eine Attraktion und deshalb war es für uns noch schwieriger uns durch die Menge zu kämpfen ohne jemanden zu Missachten oder unhöflich zu sein. Die Nacht haben wir in einem Gästehaus geschlafen, dass für uns als Mittel zum Zweck diente. Ein Zimmer mit Bett und ein Bad auf dem Flur ist für eine Nacht vollkommen ausreichend. Am nächsten Morgen ging es dann los auf die lange Reise von Kumasi nach Tamale in den Norden. Unsere Bustickets hatten wir am Tag vorher gekauft um auch einen Bus zu kriegen, der mehr oder weniger pünktlich abfährt und nicht wartet bis er voll ist. Als ich in den Bus stieg, war ich verwundert. Luxuriöser als in Europa; große Sitze mit viel Beinfreiheit und nur drei Sitze pro Reihe. Eine sehr erholsame Fahrt für uns muss ich sagen, obwohl mir das Gefühl nicht gefiel als Weißer in so einem Gefährt zu sitzen, da jeder der uns aussteigen sieht vermutlich wieder nur denkt: „Der reiche Weiße will sich mal wieder nicht anpassen.“ In diesem Fall war es allerdings notwendig, denn so kamen wir frühzeitig in Tamale an und konnten direkt den Bus von Tamale nach Larabanga nehmen, dem Eingangsort des Mole Nationalparks. Auf der Busfahrt haben wir, nachdem wir die Info bekamen, dass das Mole National Parc Hotel ausgebucht ist, eine Unterkunft gesucht. Wir fanden in unserem Reiseführer die sogenannten „Saliah Brothers“, die eine Unterkunft für 3 Euro pro Nacht in Lehmhütten anbot. Erfolgreich buchten wir dort für uns alle. Es sollte sich noch heraus rausstellen, dass es großes Glück für uns war dass das Mole Hotel ausgebucht war.

Einer der beiden Saliah Brothers bot uns an, dass er uns in Tamale empfängt. Wir nahmen das Angebot an und bedankten uns bei ihm. Der Bus nach Larabanga fuhr relativ schnell nachdem wir dort waren ab und auf der Fahrt bemerkten wir, was unser Gastgeber Inussa führ uns getan hatte. Die vierstündige Fahrt über Lehmwege und Holperstraßen war wirklich gewöhnungsbedürftig. Der junge Inussa ist also für uns vier Stunden nach Tamale gefahren und weitere vier Stunden wieder zurück. In meinen Augen ein symbolisches Beispiel für die enorme Gastfreundlichkeit, die mir in meiner Zeit in Afrika schon so häufig begegnet ist. Bei den Saliah Brothers angekommen, waren wir alle totmüde wollten eigentlich nach Abendessen und Feierabendbier schnell ins Bett. Als wir jedoch bemerkten, in was für einer Atmosphäre wir uns befanden, war die Müdigkeit zumindest bei mir schnell verflogen. Man muss dazu sagen, dass Larabanga, wie sehr viele Orte im Norden Ghanas rein muslimisch ist, so auch die Saliah Brothers. Unsere Gastgeber waren fromme Muslime, die äußerst gebildet waren und sehr viel über ihre Religion wussten. Ich selbst habe mich noch nie in einer rein muslimischen Gesellschaft befunden und war sehr interessiert. Der Glaube der Menschen ist sehr stark und durch die Zeit dort habe ich ein sehr viel positiveres Bild vom Islam gekriegt. Die christliche Kirche ist in Ghana sehr stark auf Geld und Spenden fixiert, was den Glauben in den Hintergrund stellt und damit in meinen Augen ziemlich unehrlich macht. Der muslimische Glaube hingegen war für mich in Larabanga wirklich spürbar und eine leidenschaftlich gelebte Religion. Was mich außerdem sehr fasziniert hat, war das Vertrauen, dass man uns entgegengebracht hatte. Es lag an uns, zu zählen, wie oft wir gespeist haben und wie viel wir getrunken haben. Wir schrieben alles nach bestem Wissen und Gewissen akribisch genau auf, um den Saliah Brothers alles genau vorrechnen zu können. Als wir Ihnen dann das Geld gaben, dass für afrikanische Verhältnisse doch sehr viel war, nahm einer das Bündel an, und steckte es ohne jegliche Anstalten nachzuzählen in die Tasche. Als wir ihm unsere Rechnung erklären wollte sagte er nur: Ich vertraue euch; ihr wart von uns abhängig und wir sind von euch abhängig, warum solltet ihr uns betrügen? Ein Symbol für die familiäre Atmosphäre, die wir dort genießen durften.

Dazu kam natürlich der eigentliche Grund unserer Fahrt in den Norden: Der Mole Nationalpark. Elefanten, Alligatoren, einige Affen, Antilopen, Gazellen einige Insekten und Vögel haben wir dort sehen können. Die Ranger, die die Führungen mit uns gemacht haben, hielten uns für eine sehr glückliche Gruppe, da wir so viele Tiere so häufig gesehen haben. Eine Tour mit dem Auto durch den Park, eine zu Fuß und eine Kanu Tour durch einen Fluss. An zwei Tagen hatten wir alles gesehen und fuhren dann am nächsten morgen mit den Bus nach Tamale zurück. Von Tamale ging es wieder nach Kumasi, diesmal mit dem Trotro. Wir hatten keine große Lust auf die lange, ungemütliche Fahrt und das ewige Warten bis das Auto voll sein würde. Aber wir hatten ein weiteres Mal mehr Glück als Verstand und fanden am Straßenrand ein Trotro das äußerst gemütliche Sitze hatte und bei dem wir sogar die letzten beiden Fahrgäste waren. Dadurch sind wir früh in Kumasi angekommen und hatten dadurch noch viel Zeit an dem Tage. Leider hatte mich in der Nacht zuvor eine Infektion heimgesucht, die mich sehr erschöpfte und mir eine sehr anstrengende nächste Nacht versprach. Dadurch konnte ich den Tag in Kumasi leider nicht mehr nutzen um die Stadt noch weiter zu erkunden. Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert und ich änderte meinen Plan früh aufzustehen um schnell in Cape Coast zu sein, sondern blieb so lange wie möglich im Zimmer und schleppte mich dann irgendwann zur Trotrostation und kam nach 4 Stunden Fahrt in Cape Coast in unserem Zimmer im Gästehaus an und ruhte mich dort weiter aus. Dadurch konnte ich leider die Sklavenburg von Cape Coast nicht so ausführlich besichtigen wie unsere Mitreisenden. Am nächsten Morgen fühlte ich mich jedoch wieder relativ genesen und wir konnten so nach dem Frühstück unsere Reise entlang der Küste Richtung Westen fortsetzen. Das Ziel war die sogenannte „Hideout-Lodge“ in Butre, ein Strandhotel so paradiesisch wie Kokobongo Beach. Dafür ging es von Cape Coast mit dem Trotro nach Takoradi und von dort aus mit dem Taxi nach Butre. Da der Taxifahrer sich vollkommen verkalkuliert hatte, den Weg nicht kannte und letztlich auch noch eine Panne hatte, mussten wir auf halber Strecke das Taxi wechseln, was für uns mit einer großen Diskussion um den zu zahlenden Fahrpreis einherging. Wir fanden letztlich eine für jedermann annehmbare Lösung. Der Taxifahrer mit der Panne erhielt einen großen Teil seines Preises und nach einiger Diskussion lenkte auch der neue Taxifahrer ein und gab uns einen fairen Preis, sodass wir alle dam armen Fahrer mit seiner Panne etwas unterstützt haben. In Butre angekommen genossen wir dort zwei Tage voller Ruhe und ohne jegliches Programm an einem wirklich schönen Küstenabschnitt Ghanas. Wir schliefen in Rundhütten die mit Bad und Dusche ausgestattet waren.

Nach diesen zwei Tagen ging es zu unserem nächsten Reiseziel: Einem ausgewanderten holländischen Ehepaar, das sich am Rande des Regenwaldes niedergelassen hatte. Dort angekommen wurden wir herzlich begrüßt und uns wurde unser Schlafplatz gezeigt. Wie geplant standen oben auf einem Berg zwei Zelte und man hatte von dort aus einen wunderbaren Blick über den Regenwald. Die Geräuschkulisse, die daraus hervorging war für uns wirklich abenteuerlich und interessant. Das Ehepaar verpflegte uns am Abend und führte mit uns ein sehr interessantes Gespräch über ihr Leben. Sie leben in ihrem Haus zwar ohne eigene Kinder, aber mit enorm vielen Tieren. Insgesamt 13 Affen leben im ganzen Haus und auch draußen. Die beiden gehen sehr liebevoll mit den Tieren um.

Die Nacht im Regenwald war sehr interessant, aber auch wirklich anstrengend. Am Morgen waren alle früh wach und es ging los in Richtung Kakum Nationalpark. Dort machten wir eine Tour über durch den Wald wo uns die Rangerin sehr viel erklärte und eine Tour über die Brücken, die vor einiger Zeit zwischen den Bäumen aufgehängt wurden. Sehr abenteuerlich aber auch hier hatte man wieder einen wunderbaren Blick über den gesamten Regenwald. Tiere waren dort leider nicht zu sehen, was uns aber im Vorhinein schon bewusst war. Nach dem Besuch in dem relativ kleinen Nationalpark1 ging es noch einmal ins Paradies. Diesmal war das Ziel wieder „Kokobongo Beach.“ Das Ende der Reise war nah und wir wollten uns noch einmal richtig entspannen. Dort hatten wir noch einmal zwei Tage in denen wir uns richtig zurücklehnen konnten. Nach diesen Tagen brachten wir den ersten Teil unserer deutschen Gäste zum Flughafen nach Accra zurück. Wir blieben noch eine Nacht dort und brachten am nächsten Tag den letzten Teil Gast weg und empfingen zwei weitere, die nun etwa dasselbe Abenteuer bestreiten werden wie wir. Wir Einheimischen machten uns nach der zweiten Nacht in Accra auf nach Ho, um alles einzusammeln, was unsere Freunde aus Deutschland uns mitgebracht hatten und dann ging es für mich nach einer weiteren Nacht zurück nach Lomé und dann wieder voller Vorfreude nach „Hause“ ins friedliche Solla.

 

Nach diesem Rückblick auf diese Reise muss ich sagen, dass ich mehr als zufrieden bin mit allem was passiert ist. Wir haben durch den ein oder anderen vermeintlich negativen Zufall im Nachhinein doch viel mehr profitiert, als wenn alles exakt so gelaufen wäre, wie geplant. Auch der Fakt, dass man nur eine grobe Route im Kopf hatte und sich oft erst im Laufe des Tages herausgestellt hat, wo man abends schlafen wird, hat für mich eine abenteuerliche Atmosphäre geschaffen und mir sehr zugesagt. Ich hoffe, ich bekomme noch öfter die Chance eine solche Backpacktour durch Afrika zu machen.

 

 

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1 ein Nationalpark bedeutet für die Bevölkerung immer, dass man dort das Land nicht nutzen kann. Dadurch sind diese Parks bei der anliegenden Bevölkerung nicht so beliebt und können im wirtschaftsstarken Süden Ghanas keine Größe wie der Mole Nationalpark haben

Erster offizieller weltwärts-Zwischenbericht (unabhängig von allen anderen Einträgen)

18.03.2013 11:55

 

Zwischenbericht Joris Krull

 

 

1. Einleitung

2. Meine Arbeit

3. Meine Lebensumstände

4. Mein Leben neben der Arbeit

5. Fazit

 

1. Einleitung

Als ich vor ziemlich genau drei Monaten in Togo gelandet bin, stieg ich ohne jegliche Ahnung, was mich hier erwarten würde aus dem Flieger. Alles was ich wusste war, dass diese neun Monate mich für mein Leben prägen werden. Heute habe ich schon viele Erfahrungen gesammelt und ich glaube, dass ich mit Recht sagen kann, dass ich wirklich angekommen bin. Ich mache jeden Tag neue Erfahrungen und lerne immer besser französisch zu sprechen, was ein immer besser werdendes Verständnis des Verhaltens der Einwohner nach sich zieht. Ich denke, dass mit diesem Zwischenbericht nach den ersten drei Monaten ein guter Zeitpunkt ist um ein erstes Resümee zu ziehen.

 

2. Meine Arbeit

In meinem Projekt fühle ich mich gut aufgehoben und gut ausgelastet. Anfangs dachte ich, dass das Leben im Dorf sehr langweilig und trocken sein würde. Mittlerweile habe ich über den Stadtleben-Landleben Unterschied nachgedacht und muss sagen, dass mir das Dorfleben wirklich gefällt. Ich habe viele Bekanntschaften gemacht und viele Leute kennengelernt, mit denen ich zusammenarbeiten kann. Im Dorf ist die alte afrikanische Tradition noch sehr viel mehr vorhanden als in den Städten, in denen man oft versucht möglichst „westlich“ zu sein. In meinem Projekt habe ich schnell gemerkt, dass es an mir liegt, was ich daraus mache. Eigeninitiative ist hier das Stichwort. Für mich persönlich ist das eine sehr schöne Sache, ich kann meine Arbeit meinen Interessen anpassen und fühle mich so immer ausgelastet und nicht überlastet mit Arbeit. In den ersten Wochen habe ich zunächst mit dem in der „Paroisse“ lebenden Pfarrer das Dorf und die Umgebung kennengelernt. Die Schulen, die Kirchen, die wichtigen Leute der Dörfer und alle Bewohner, mit denen man Arbeiten kann. Nach den ersten Wochen habe ich begonnen zu Arbeiten. Ich bin ins Gymnasium gegangen und habe mit dem Deutschlehrer zusammen Unterricht gemacht. Heute gebe ich einmal die Woche alleine eine Stunde Deutsch in der Abschlussklasse und mit den Schülern, die Interesse haben und vermutlich Germanistik studieren werden habe ich einen Deutschclub gegründet, der einmal pro Woche zusammenkommt und diskutiert, Filme guckt oder Texte liest.
Da mit dem Wort Sport auf dem Land oft nur das Wort „Fußball“ assoziiert wird, habe ich mich mit dem Sportlehrer von Solla zusammengesetzt und wir haben nun ein Volleyballtraining für Mädchen begonnen, dass mehrfach pro Woche stattfindet. Wir beide haben das Gefühl, dass es für die Mädchen eine äußerst willkommene Abwechslung zum Alltagsleben ohne jegliche Art von Sport ist, da Frauenfußball von der männlichen Gesellschaft nicht akzeptiert wird. An dieser Stelle steht der hier unglaublich starke Gender-Konflikt, die Frau als Hausfrau und der Mann als Arbeiter und in der Gesellschaft aktiver Teil der Familie. Selbst beim Volleyballtraining stehen oft männliche Jugendliche daneben und machen Witze oder wollen von uns, dass wir das Training beenden, damit sie spielen können. Allerdings haben sich diese Beschwerden bzw. Forderungen nach einigen Wochen stark reduziert. Mein großes Ziel ist, dass die Mädchen auch in Zukunft Sport machen können, ohne von den männlichen Jugendlichen daran gehindert zu werden.
Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit läuft in Zusammenhang mit Herrn Pim, dem Sozialarbeiter von Solla. Für mich ist die Arbeit mit ihm auch die interessanteste; er zeigt mir Familienfälle, die besonders schlimm sind und gemeinsam denken wir darüber nach und entscheiden dann, wie wir damit umgehen werden. Außerdem habe ich mit ihm an der Grundschule und an der weiterführenden Schule von Solla einen Klub für den Schutz und die Verbreitung von Kinderrechten gegründet. Einmal pro Woche treffen wir uns mit den Kindern und noch einer weiteren Freiwilligen und versuchen den Kindern ihre Rechte so anschaulich wie möglich aufzuzeigen. Ein weiteres Projekt ist noch in der Anfangsphase. Es geht um die Hilfe von Behinderten und Kindern, die im Krankheitsfall ihre Behandlungen nicht bezahlen könnten. Zusammen mit dem Arzt der Krankenstation versuche ich mit Herrn Pim den Leuten und nur diesen, die ihre Behandlung nicht bezahlen könnten, zu helfen. Grundsätzlich ist diese „Hilfe“ die Übernahme der Behandlungskosten. Als Gegenleistung wird ein Brief des Patienten erwartet, indem er ein Dankeschön ausspricht, sowie die Erlaubnis ein Foto aufzunehmen. Grund für diese Gegenleistung ist der Ursprung des Geldes. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis suche ich Spender, die dieses Projekt finanzieren. Als Gegenleistung übermittele ich die Fotos und Danksagungen via Email zu ihnen.
Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit ist die Betreuung der Patenschaften aus Deutschland. Alle Familien, die eine Patenschaft in Deutschland haben, werden regelmäßig von mir besucht, damit ich an die Paten in Deutschland neueste Informationen und Fotos senden kann.
Der letzte Teil meiner Arbeit besteht in der Regel aus Botengängen bzw. Fahrten mit dem Auto um einige Angelegenheiten des Pfarrers der Paroisse zu regeln.

 

3.  Meine Lebensumstände

Bevor ich herkam wusste ich wenig über das, was mich hier erwarten würde und was ich alles „aushalten“ werden müsse, deshalb habe ich mich auf alles eingestellt und mir von Anfang an gesagt, dass ich keinerlei „europäische“ Ansprüche stellen darf.
Heute bin ich enorm froh, dass ich mich so auf alles Vorbereitet habe, auch wenn es längst nicht so extrem ist, wie ich es mir vorgestellt habe, sondern um Längen besser. Meine niedrige Erwartungshaltung im Vorhinein hat mir die geringfügigen Abstriche, die ich zu meinem Leben in Deutschland habe machen müssen, lächerlich einfach gemacht. Bis vor einem Monat hatten wir bei uns kein Fließend Wasser, allerdings gab es einen Brunnen und jeder hatte in seinem Zimmer einen großen Eimer, der täglich gefüllt werden konnte, bzw. bei Bedarf aufgefüllt wurde. Ich fand die so genannte Eimerdusche bei der Hitze eigentlich sogar sehr erfrischend und wohltuend. Vor ungefähr einem Monat sind von den Klempnern für uns die Leitungen zum Wasserturm geöffnet worden und nun haben wir auch fließend Wasser. Nun weiß ich mehr oder weniger zu schätzen, was es heißt eine Schraube aufzudrehen und Wasser direkt aus der Wand zu kriegen. Auf der anderen Seite weiß ich aber nun auch, dass es eigentlich überhaupt keine große Umstellung ist, sich das Wasser aus einem Eimer über den Kopf zu schütten oder es aus dem Wasserhahn gegossen zu bekommen.
Auch was die Versorgung mit Strom angeht, ist mein Lebensstandard kaum gesunken. Durch Solarzellen auf unserem Dach haben wir eine Batterie für unsere extrem wenig verbrauchenden Lampen, die immer funktionieren. Unsere Solarzellen betreiben noch eine weitere Batterie für die Steckdosen. Diese kann bei ausreichendem Ladezustand in der Regel ca. 4 Stunden täglich eingeschaltet werden. Um Handys, Laptop usw. aufzuladen reicht das auf jeden Fall. Man lernt schnell sich insofern zu organisieren und Energie zu sparen.
In der Paroisse habe ich ein eigenes Zimmer mit WC, Dusche und Waschbecken. Dadurch, dass es eine Haushälterin gibt, die für uns kocht, brauche ich insofern nicht selbst für mich sorgen. Sie wäscht sogar für mich, wenn ich möchte. In dem Pfarrhaus gibt es sogar einen Fernseher und für den Computer hat der Pfarrer auch einen Drucker mit Scanner. Diese Geräte können wir immer dann benutzen, wenn die Batterie eingeschaltet ist, bzw. um sie zu benutzen wird die Batterie eingeschaltet.

 

4. Mein Leben neben der Arbeit

Seit einigen Wochen denke ich viel über die Unterschiede nach, die es für Freiwillige allein in Westafrika gibt. Wie die meisten anderen hatte ich bei dem Wort „Westafrika“ keine großen Unterschiede bzw. Disparitäten erwartet. Nach meiner Reise zum Zwischenseminar habe ich gesehen das Westafrika eben doch nicht gleich Westafrika ist. So habe ich durch meine Reise nach Ghana zwei wesentliche Kontraste festgestellt: Frankophonie ßàAnglophonie und Stadtleben ßà Landleben. In Ghana habe ich bemerkt, dass die englische bzw. die französische Prägung eines Landes erhebliche Unterschiede macht. Auf der einen Seite gibt es andere Produkte (Ghana: Butterbread, Sugarbread, kein normales Weißbrot, sehr viel weniger Käse). Auf der anderen Seite gibt es aber auch in der Mentalität einige kleine Unterschiede fand ich. Ich habe in Togo die Erfahrung gemacht, dass die Leute immer alles weitgehend akzeptieren, was ich gemacht habe und mir auch in der Regel jedes Mal geholfen haben, wenn ich zum Beispiel körperliche Arbeit gemacht habe (manchmal wird gar nicht akzeptiert, wenn ich mit einem Sack Yamswurzeln durch das Dorf laufe, sodass jemand kommt und diesen für mich tragen will). In Ghana habe ich in der kurzen Zeit in der ich da war, diese Erfahrung nicht machen können und ich hatte allgemein das Gefühl, als Weißer dort weniger akzeptiert zu sein.

Dadurch, dass ich auf dem Land in einem relativ kleinen Dorf lebe, habe ich eigentlich keine Probleme hier Kontakte zu knüpfen. Für die Einwohner bin ich nicht der „Yowo“ (Ewe für „Weißer“) oder „Ansana“ (Kabiyè für „Weißer“), sondern ich bin Joris, der Freiwillige der Paroisse St. Augustin de Solla und damit der Nachfolger von den ehemaligen zwei Freiwilligen. Von manchen werde ich sogar „Outanu“ (der Dritte) genannt. Im Dorf erinnern sich die Leute an mich und ich selbst kann auch leichter abschätzen, inwiefern die Leute nur den „Profit“ in mir sehen oder wirklich interessiert sind mit mir zusammenzuarbeiten. Auch unter den Jugendlichen habe ich durch meine Arbeit im Lycee viele gute Freunde gefunden, die abends oft in die Paroisse kommen um zu lernen. Joseph, der Theologiestudent ist so ziemlich mein bester Freund in Togo. Er macht ebenfalls in der Paroisse ein praktisches Jahr und arbeitet in den Schulen als Religionslehrer und hält sonntags die Messe in einigen Dörfern. Wenn ich nachmittags Zeit habe gehen wir oft zusammen in den Garten am Fluss von Solla und arbeiten dort zusammen.

 

4. Fazit

Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Projekt mehr als zufrieden und ich habe oft das Gefühl, dass es perfekt auf mich zusgeschnitten ist. Ich komme mit allen Leuten gut klar und auch die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Ich freue mich immer noch sehr, dass ich die Möglichkeit gekriegt habe diese Erfahrung zu machen und mit meiner Arbeit hier bin ich auch sehr zufrieden. Ich habe das Gefühl, dass die Leute sich darüber freuen, dass ich da bin und mir bei jeder Frage/ jedem Problem, die / dass ich habe mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nach den ersten drei Monaten kann ich bisher ein durchweg positives Fazit ziehen und ich freue mich ungemein auf die noch folgende Zeit in Solla.

Joris Krull, 18.03.2013

Reise zum Zwischenseminar nach Ghana

06.02.2013 17:15

 

Das Zwischenseminar findet für mich schon sehr früh statt und daher kann ich dort nur von den Erfahrungen der anderen profitieren, selbst allerdings noch nicht so viel dazu beitragen. Ich habe noch keine Ahnung, was mich dort erwartet; ich plane am 20.1. den Kleinbus von Solla nach Lomé zu nehmen und am 21.1. Mein Visum zu beantragen. Sobald ich mein Visum habe, fahre ich sofort nach Ghana.

Meine anfängliche Hoffnung, ein paar einfache Tage in Lomé zu haben, wurde schnell zunichte gemacht. Unsere Kontakte in Solla haben Probleme und brauchen Hilfe (meist finanziell). Ich muss also einiges Erledigen. Die Patenschaft, die von unserem Freund Bernard hat verwaltet wird, hat Geld überwiesen, dass nun zu ihm bzw. dem Patenkind muss. Ein anderer Freund wurde unrechtmäßig von der Gendarmerie festgehalten und will nun gegen diese klagen. Für seine Telefonate und seine Fahrten zum Gericht braucht er ebenfalls Geld. Noch jemand ist krank, ein Computer muss von A nach B geschafft werden und ein Geschenk für eine Schwesternweihe und einige weiter Dinge müssen gekauft werden und ich muss mich mit jemandem Treffen, der dieses Sachen bis zum Wochenende mit nach Kara nehmen kann. Dieser Jemand ist anscheinend kein geringerer als ein reicher Präsidentschaftskandidat, der diverse Organisationen gegründet hat und steinreich ist.

 

Es geht los: Sonntagmorgen um 9 Uhr fährt der Kleinbus, vor dem mich alle gewarnt haben los. Ca 500km gen Süden in die unglaublich heiße Hauptstadt. Der Kleinbus, der in Deutschland mit maximal zwölf Leuten beladen würde, wurde hier mit der doppelten Anzahl Leute vollgestopft. Das Gepäck wurde Auf dem Dach festgebunden. Als ich das beladene Gefährt sah, war ich erstmal erstaunt. Der Gepäckhaufen auf dem Dach war nochmal so hoch wie das Auto selbst auch. Auf dem Dach unter anderem: Leere Benzinkanister, Automotoren und schließlich ein Motorrad. Das Handgepäck im Bus war praktisch unzugänglich. Als Weißer bot man mir einen „angenehmen“ Platz am Fenster mit „viel“ Beinfreiheit an. Obwohl ich sonst notorisch diesen Beschützerinstinkt gegenüber Weißen ignoriere, tat ich dieses Mal wirklich gut daran, mich ihm zu beugen. Als sich herausstellte, dass mit mir auf der Rückbank noch ein junger Mann, und zwei dicke Frauen saßen, war dieses Privileg „Weiß“ auch verloren. Die Fahrt dauerte letztlich knapp 13 Stunden bis nach Lomé anstatt der geplanten und standardmäßigen 7 Stunden mit dem normalen Bus. Schuld waren Zwei Autopannen, einige Aus- und Zusteiger und der Busfahrer, der scheinbar in jedem Ort Leute kannte und immer eben anhalten musste, um diese zu grüßen. Auch wenn ich dies nicht verstand und am liebsten mal meine Meinung gesagt hätte, hab ich mich als Kulturfremder zurückgehalten. Nachdem ich in meiner „Residenz“ in Adidogomé von Robin, dem anderen Freiwilligen, empfangen wurde, war die erste lange Reise ohne einen Begleiter überstanden. Am nächsten Morgen, fuhr ich dann mit Robin zur ghanaischen Botschaft in Lomé und durfte dort meine ersten Erfahrungen mit ghanaischen Beamten sammeln. Als ich den Visumsantrag dann zum zweiten Mal ausgefüllt hatte (beim ersten Mal hatte ich vergessen in Großbuchstaben zu schreiben; weitere Begründungen für ein erneutes Ausfüllen wären unter anderem auch die Schriftfarbe schwarz statt blau, etc…), wurde ich dann in zwei Tagen wieder herbestellt.

Die Aufgaben in Lomé waren leicht zu erledigen und der Präsidentschaftskandidat entpuppte sich als äußerst bodenständiger und kommunikativer Mensch, mit dem man sich gut unterhalten konnte.

Das Visum habe ich zum genannten Termin nicht abholen können, also musste ich am Donnerstagmorgen noch einmal vorbeikommen. In der Hoffnung das Visum dann ausgehändigt zu bekommen, nahmen wir unser Reisegepäck direkt mit zur Botschaft, um danach direkt weiter nach Ghana zu fahren. Erfolgreich!

An der Grenze lief alles glatt und neben abgesehen von einigen aufdringlichen Verkäufern oder „Fremdenführern“ kamen wir ohne große Probleme über die Grenze. Nach etwa eineinhalb Stunden Wartezeit im Trotro ging es dann los von Aflao nach Ho.

Gerade rechtzeitig zum Ghanaspiel im Afrikacup saßen wir mit den anderen Ho Freiwilligen in einer Bar und genossen die Atmosphäre. Da Thilkos Mitfreiwillige nicht mehr in Ho war, konnten Robin und ich für die Tage mit bei Thilko wohnen. Gemeinsam versuchten wir uns in Ho selbst zu versorgen. Eigentlich sehr erfolgreich, muss man sagen. Die Tage bis zum Seminar verliefen relativ ähnlich: Africacup, Marktbesuche, Freiwillige kennenlernen. Eine weitere sehr interessante Person, die ich kennenlernen durfte war unser Seminarleiter Onkel G. Ein etwas älterer sehr kluger Mann, der uns sehr viele Erfahrungen vermitteln kann und uns auch Interessante Denkanstöße gab. Als Ghanaexperte konnte er uns zu praktisch jedem Sachverhalt eine Erklärung liefern. Das Seminar selbst war ebenfalls äußerst interessant; die Reflexion mit den anderen Freiwilligen hat mir persönlich sehr viel gebracht und mir auch sehr viel Spaß gemacht. Einen Ausflug zur Sklavenburg nach Keta haben wir ebenfalls gemacht. Die letzten beiden Nächte des Seminars haben wir in Akuapim in einem Institut für Theologie (Akrofi-Christaller Institut) verbracht. Dort haben wir einige sehr interessante Gespräche mit den führenden Köpfen des Instituts führen können und dieses äußerst sehenswerte Dorf ansehen dürfen. Nach zwei Tagen dort ging es weiter nach Accra, in die Hauptstadt von Ghana. In Accra haben wir eine Rundtour gemacht und das Universitätsviertel gesehen, sowie einige andere Sehenswerte Dinge. Schlussendlich finde ich, dass Accra viele schöne Seiten hat, es allerdings auf der anderen Seite auch viele sehr arme Gebiete gibt. Anders als in Lomé ist Armut und Reichtum voneinander getrennt. Erst durch diese Stadtrundfahrt ist mir klargeworden, dass dieses zusammen Leben von Arm und Reich Lomé zu einer so einzigartigen Großstadt macht. Im Süden Ghanas gibt es viele sehr weit entwickelte Gebiete und da ich bisher erst den Süden von Ghana erkundet habe, habe ich auch das Bild von einem relativ weit entwickelten Land, was zumindest Infrastruktur und Lebensbedingungen im Süden angeht.

Dennoch habe ich mich wieder auf mein Leben in Togo gefreut, denn auch wenn ich es vorher nicht erwartet habe, so habe ich gemerkt, dass zwischen diesen beiden Ländern eindeutig Welten liegen, die man nicht wirklich vergleichen kann.

Alles in allem hat mir der Ausflug nach Ghana sehr viel Spaß bereitet und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch hier bei den anderen Freiwilligen, die wahrlich eine willkommene Abwechslung zu dem Leben in Solla sind. Trotzdessen bin ich froh wieder zu Hause zu sein.

(Ich bitte um entschuldigung der Rechtschreibfehler, hatte keine Zeit mehr zu korrigieren).

Meine Arbeit

22.01.2013 14:45

Anders als in Deutschland, habe ich hier in Togo keinen festen Arbeitstag, sondern viel mehr einen selbst zusammengestellten Tagesablauf. Meine Arbeit beruht zum größten Teil auf Eigeninitiative und nicht auf einem Pflichtprogramm. Ich kann meine Arbeit meinen Interessen anpassen. Anders als ich dachte, führt dies bei mir nicht dazu, dass ich mir nur wenig Arbeit auflade und den ganzen Tag entspanne, sondern ich Suche mir die Arbeit mehr oder weniger zusammen. Zweimal die Woche stehe ich um halb 6 auf um Fußball zu spielen. Ich arbeite viel mit dem Sozialarbeiter Mns Pim zusammen, durch den ich viele interessante, aber auch extreme Erfahrungen mache. Eine Familie nach deutschem Standard gibt es nicht, das Wort Emanzipation ist im Wortschatz der Meyopé oder Kabiyè nicht vorhanden. Die Frau hütet die Kinder und arbeitet auf dem Markt und der Mann macht… ja, um ehrlich zu sein, habe ich in vielen Fällen noch nicht herausgefunden, als was der Mann arbeitet. Es gibt einige Lehrer, die Gendarmes und die, mit denen ich zusammenarbeite (Sozialarbeiter, der Verwaltungsangestellte der Paroisse) und natürlich die Katechisten (Kirchenbeauftragten). Viel mehr Berufe habe ich unter den Männern noch nicht gesehen. Oft gibt es jedoch auch die Situation, dass die Kinder als Halbwaisen aufwachsen und nur noch eine Mutter haben.

Ich selbst verwalte die Patenschaften unserer bedürftigen Kinder und die Spendengelder für das Waisenhaus, indem sechs Kinder mir einer Heimleiterin leben. Außerdem gebe ich Sport-, Deutsch- und Englischunterricht an mehreren Schulen.

Wenn ich mit Mns Pim unterwegs bin kriege ich immer einen sehr tiefen Einblick in die Gesellschaft und in die Familiengeschichten, die in vielen Fällen sehr extrem sind. Sonst sieht man immer nur das lächelnde Gesicht der Leute die einem begegnen und freundlich grüßen.

So habe ich einmal mit Mns Pim eine Familie besucht in deren Mutter geistig behindert und der Vater blind ist. Dennoch hat die Mutter bereits fünf Kinder zur Welt gebracht, die sie jedoch nicht ernähren kann. Das hatte zur Folge, dass die ersten beiden Kinder gestorben sind. Das vierte und fünfte Kind sind Zwillinge, die erst vor kurzem geboren wurden. Wir haben sie der Familie weggenommen und ins SOS-Kinderdorf nach Kara gebracht. Das dritte Kind war bei meinem Besuch bei der Familie schwer krank, vermutlich Malaria. Dadurch, dass die Mutter geistig behindert ist, versteht sie vermutlich nicht, dass das Kind dringend ins Krankenhaus muss, weil sie eine Behandlung über 3900F nicht bezahlen kann. Dafür kann man auch ca. 80 Kokosnüsse kaufen.

Da das Kind diese Erkrankung ohne Behandlung nicht überlebt hätte, habe ich es mit ins Krankenhaus genommen. Diese Situation kommt scheinbar öfter vor, dass Familien eine Behandlung im Krankenhaus nicht bezahlen können und deshalb Kinder sterben müssen. Die Situation ist einfach fast nicht zu ändern und für die Familien ist es relativ normal, dass nicht jedes Kind überlebt, bis es erwachsen ist.

Es ist hart so was mit anzusehen und sich davon nicht unterkriegen zu lassen. Man muss als westlich Sozialisierter mit einem gewissen Abstand an die ganze Situation gehen, um damit fertig zu werden.

Ich habe mit unserem Sozialarbeiter einen Club für Rechte der Kinder an der Grundschule und am Collège gegründet, um die Kinder über ihre Rechte aufzuklären um gegebenenfalls bescheid zu sagen, wenn Kinder in der Familie misshandelt werden. In solchen Fällen kann dann das Jugendamt die Kinder beschützen.

So hart ich die Probleme hier auch finde, dennoch sind sie nicht das, was das Leben hier ausmacht. Die Einwohner wissen um ihre Situation und genauso werden sie auch erzogen. Lange Trauer um den Tod eines Menschen gibt es nicht. Als außenstehender Europäer nimmt einen eine solche Situation wahrscheinlich mehr mit als die eigenen Angehörigen.

Das Leben hier ist schön und die frohe Mentalität der Einwohner lenkt mich schnell von allen  Problemen, die es gibt, ab. Auch verwundert mich, dass sich hier kein Mensch über die gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Lage beschwert. Man akzeptiert, was man nicht ändern kann und versucht immer das Beste daraus zu machen. Ich hoffe, dass ich von dieser toleranten, weltoffenen Mentalität viel mit nach Hause nehmen kann,

Joris

Weihnachten

01.01.2013 12:47

 

 

Das Fest ist jedes Jahr ein riesiges Event in Togo, die Leute feiern sehr lange, Geschenke sind, wenn überhaupt Nebensache. Jeden Abend laute Musik in den Kneipen und gute, ausgelassene Stimmung. Ein wirklich atemberaubendes Erlebnis. Es geht vom 24.12. bis zum 1.1. und jeden Tag wird irgendetwas gefeiert. An Heilig Abend wird nach der Messe bis fünf Uhr morgens vor der Kirche gefeiert. Am 1. Weihnachtstag sind wir zu diversen Familien zum Essen eingeladen. Wir feiern letztlich mit den Kindern im Waisenhaus. Am Tag danach sind wir auf einer Doppelhochzeit eingeladen. In Ketao „verabreden“ sich die Paare, damit sie Geld sparen können. Auf der Hochzeit ist dann alles vorhanden, Bier, Chuck, Foufou, Reis. Jeder kriegt zu Essen soviel er will. Was mich enttäuscht ist, dass wir immer wie Ehrengäste behandelt werden. Obwohl wir das Brautpaar nicht kannten, sollten wir am Ehrentisch Platz nehmen und bekamen als Erstes zu Essen und zu Trinken. Prinzipiell eine nette Geste aber auf Dauer würde man doch lieber einfach gleichgestellt sein. Nach der Hochzeit fahren wir weiter nach Kara, wo wir einige Seminaristen, die wir kennen, treffen und mit denen wir uns dann lange unterhalten. Sie luden uns auch zum Abendessen ein. Abends schlafen wir dann im Schwesternhaus. Am nächsten Tag bringe ich Thilko morgens zum Bus nach Lomé, da er wieder nach Ghana fährt. Im Anschluss bringe ich Ronald dann zu seinem Seminar. Während er dort ist, kläre ich einige Dinge in Kara und bleibe dann die nächste Zeit in meinem Zimmer, wo ich das einwandfreie Internet genieße. Am Nachmittag wird mit Ronald der Rest geklärt. Am Abend sind wir spät wieder in Solla, wo gerade das Fest der Freundschaft stattfand. Am 28.12. wird das Fest der Kinder gefeiert, bei dem einige junge Erwachsene mit den Kindern singen, tanzen und Spiele spielen. Der 29.12. ist der Tag der Liebe. Nach einer Messe in der Kirche wird eine große Diskussionsrunde mit Rollenspielen zum Thema Liebe eröffnet. In Togo ein wichtiges Thema, da eine Hochzeit in jungen Jahren hier keine Seltenheit ist. Obwohl es nicht so ist, dass die Eltern den Kindern vorschreiben, wen sie zu heiraten haben. Es ist eher so, dass die Eltern des Mädchens von dem Jungen, mit dem sie zusammen ist, Geld oder Arbeit wollen. Der Brautpreis spielt eine Rolle und ist meistens auch der Grund, warum die Jugendlichen ihre Beziehungen geheim halten. Am 30.12. wird morgens eine Messe über drei Stunden gehalten, denn es ist der Tag der christlichen Familie. Nach der Messe essen alle Leute gemeinsam zu Mittag. Am 31.12. wird das Jahr verabschiedet. Es fängt allerdings schon in der Dämmerung an, also gegen 19 Uhr. Um die Zeit wird vor der Kirche getanzt und gefeiert und mit Generatoren erzeugt man Strom, um die Verstärker zu betreiben. Von 22 Uhr bis Mitternacht findet die heilige Messe statt. Nach 12 Uhr wird dann draußen vor der Kirche weiter gefeiert. Allerdings nur noch etwa zwei Stunden, denn Strom ist sehr teuer, also gehen die Leute relativ schnell nach Hause. Am 1.1. kommt der „Reiche“ nach Solla. Ich kenne ihn selbst nicht, aber er hat eine riesige Villa neben unserem Haus und wohnt dort nur wenige Tage im Jahr. Es scheint Tradition zu sein, dass er für alle Kinder Geschenke mitbringt, weshalb sich dort auch alle schon früh am morgen aufhalten.

Die Weihnachtszeit ist allgemein eine sehr aufregende Zeit hier und es hat mir viel Spaß gemacht, sie hier zu verbringen.

Liebe Grüße aus dem sonnig, warmen Solla.

A Bientôt,

Joris

Neues aus Solla

27.12.2012 11:47

 

Die Kennenlernphase ist in vollem Gang und ich komme mit dem Dialekt sehr viel besser zurecht als noch vor einigen Tagen. Die ersten Worte in Kabiye habe ich mittlerweile gelernt und ich kann die Leute zumindest richtig grüßen, was mehr ist als man denkt, denn in einem Umkreis von 5 km um Solla herum werden mindestens fünf verschiedene Dialekte von Kabiye gesprochen und noch 3 komplett andere Stammessprachen. Die meisten Leute können jedoch französisch sprechen, aber sie freuen sich ungemein, wenn man sich für ihre indigene Sprache interessiert. Die Landschaft hier ist atemberaubend, genauso wie das Klima. Aus der Wüste kommt die kalte Nachtluft jeden morgen mit dem Hamadan zu uns nach Solla und bringt Frische mit sich. Nach dem Mittagessen wird es wieder sehr warm hier, aber immer noch aushaltbar. Man kann das Klima einfach nicht mit dem in Lomé vergleichen. Da es hier schon um halb 6 morgens hell ist, fängt man sehr früh an zu arbeiten und macht dafür in der heißen Mittagssonne eine längere Pause. Nachmittags geht man dann seinem Programm nach. Ich lerne sehr viele Leute kennen, die mir alle viel zeigen wollen und sich freuen, wenn ich mir angucke wie sie Leben. Die Kinder sind besonders neugierig und wenn man ihnen winkt freuen sie sich jedes Mal, als wäre Weihnachten. Ein weißer Mensch ist hier eben einfach etwas Besonderes und anders als in Lomé versuchen die Leute hier nicht, einen auszunutzen, sondern wollen von einem lernen und die eigene Kultur zeigen. Besonders fasziniert mich das Essen. Unsere Haushälterin ist Togolesin und sie kann unglaublich gut kochen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich als Europäer das Essen so lieben lernen würde. Es ist äußerst gesund und vor allem sättigend. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich das sage, aber ich lebe hier sehr gerne vegetarisch. Der größte Stereotyp von Afrika als hungernder Kontinent ist, jetzt wo ich es mit eigenen Augen sehe: Der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Selbst wenn die Leute hier vermutlich mit weniger als einem Dollar pro Tag, also unter der absoluten Armutsgrenze leben, haben sie viel zu essen. Man baut selbst so viel an, dass man bestimmt drei Familien ernähren kann. Geld ist fast überflüssig hier. Ich bin froh, dass ich hier einige Freunde gefunden habe, mit denen ich viel Spaß haben kann. Die meisten von ihnen sind aus einer Deutschklasse und sie können mindestens so gut deutsch wie ich französisch. 

Das Weihnachtsfest war bzw. ist immernoch ein großes Event für die Einwohner. Jeden Abend wird gefeiert und einfach jeder hat gute Laune. Auch, wenn ich das Weihnachtsfest in Deutschland vermisse, kann ich nicht sagen, dass ich es bereue, schon vor Weihnachten abgeflogen zu sein. 

 

Ankunft in Solla - Die ersten Eindrücke

18.12.2012 11:45

 

Solla… der Ort in dem ich acht Monate leben soll. Als ich gestern mit Thilko von Lomé nach Kara fuhr auf der Rue Nationale n°1 war ich das erste mal so richtig überrascht. Sobald man aus der Hauptstadt fährt wird die Strasse eine Schlaglochpiste sondergleichen. Nach 7 Stunden fahrt für ca. 400 km kamen wir in Kara an. Mein Mentor holte uns dort ab und wir machten noch einige Besorgungen in Kara. Danach ging es nach Solla, meine Heimat für die nächsten 8 einhalb Monate. 55km von Kara. Die letzten 20km keine Befestigte Straße sondern lediglich ein Sandweg, der unglaublich abgefahren war. Als wir ankamen gab es ein großes Empfangskomitee und viele Leute haben uns begrüßt. Wir durften dann mit den drei Dorfältesten und unserem Mentor Maisbier (Chibuk)trinken. Es ist eine große Ehre, wenn man mit diesen zu tun hat und mit ihnen Zeit verbringen darf. Zum Abendessen gab es Padd, ein Maisbrei mit einer scharfen Soße. Sehr lecker und sehr sättigend! Nach dem aupacken legten wir uns gegen 22 Uhr schlafen um für die Messe, die Dienstagmorgens um 5 Uhr stattfindet, fit zu sein.

Schade, verpennt!

Am nächsten Morgen wurden wir also nicht wie geplant von den Glocken geweckt, sondern vom Sonnenschein um 6 Uhr 30. Als wir uns dafür entschuldigten hatten alle vollstes Verständnis und man nahm uns nicht übel, dass wir verschliefen.  Zum Frühstück gab es Maniokflocken, eine Art Haferbrei. Sehr lecker mit Honig und Milch. Danach ging es in die Schule, das Lycee von Solla. Es besteht aus einem Verwaltungsgebäude mit Sekretariat und Lehrerbüros und aus 4 Pavillons in denen Tischbänke standen. Der Deutschunterricht war sehr interessant. Obwohl die Schüler nur 2 Monate Deutsch lernten, konnten Sie schon sehr viel. Danach gingen wir durch den Ort und Joseph, der Mitbewohner der Pfarrei stellte uns den Leuten im Dorf vor.

Liebe Grüße,

Euer Joris

 

P.S. Bitte entschuldigt alle Rechtschreibfehler, man hat nicht allzu viel Zeit zum schreiben, denn der Strom ist Mangelware hier.

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