2. Zwischenbericht

07.06.2013 11:10

2. „Weltwärts“-Zwischenbericht Joris Krull

  1. Die Situation in Solla: Veränderung seit März 2013
  2. Meine Arbeit
  3. Das Leben in der Pfarrei
  4. Fazit

 

 

1. Die Situation in Solla: Veränderung seit März 2013

 

Der März ist in Solla normalerweise der heißeste Monat des Jahres, doch nach den Erzählungen der Einwohner ist es durch den ersten Regen Ende Februar um einiges milder geblieben, als erwartet. Im März befand ich mich dann auf meiner zweiten Reise nach Ghana in der ich einige Freunde aus meiner ersten Heimat (Deutschland) getroffen habe. Nach dieser Reise war ich sehr überrascht, als ich wieder in meine zweite Heimat zurückkam: Alles war grün. Die durch die vorangegangenen Monate vollkommen ausgetrocknete Erde hat die ganze Landschaft braun und unfruchtbar aussehen lassen. Aber schon nach dem ersten Regen hat sich das optische Erscheinungsbild Sollas sehr rapide geändert. Auf einmal wurde mir klar wie diese vorher fast Savannenartige Dürre bewohnbar wurde.

Die Regenzeit ist immer mehr im kommen und nach dem Niederschlag ist es, gerade wenn es nachts geregnet hat, sehr kalt. Ich bin eines Morgens tatsächlich in die Situation gelangt, einen Pullover zu tragen.

 

2. Meine Arbeit

 

In meinem ersten Zwischenbericht hatte ich über die Fundraisingaktion in meinem Freundes- und Bekanntenkreis geschrieben und über das Projekt zur Verminderung der Kindersterblichkeit in der Krankenstation von Solla. Wie sich mittlerweile herausstellt, handelt es sich bei den finanziellen Problemen, was die Versorgung der Kinder angeht, nur um sehr mäßig auftretende Einzelfälle, sodass dieses Projekt zwar läuft, aber vermutlich nicht alle Mittel verbrauchen wird, die bisher auf mein Spendenkonto eingegangen sind. Allerdings ist natürlich auch noch ein anderes Projekt im Gang: Die Integration und Verminderung von Vorurteilen im Hinblick auf den Nord-Süd bzw. Kabiyè-Ewe Konflikt. In diesem Sinne werden Kinder von einer Pfarrei in Lomé in unsere Pfarrei nach Solla eingeladen um hier eine Woche zu verbringen und die Kultur des Nordens kennenzulernen. Für die An- und Abreise der Kinder und für die Versorgung der Kinder werden viele Gelder gebraucht. Wir sind natürlich nicht so naiv und erhoffen uns von diesem Projekt eine sofortige Änderung der Situation und der gesellschaftlichen Verhältnisse, allerdings hoffen wir, dass es sich um einen Anfang handelt, der, wenn es sich nicht um ein „Einmalprojekt“ handelt, sondern sich im Laufe der Jahre quantitativ auch in mehrere Orte im Norden bzw. im Süden ausweitet eine Art Schneeballeffekt auslösen wird. Zur Info: Der togolesische Präsident Faure Gnassingbé ist ein Kabiyè aus dem Ort Pya nördlich der Stadt Kara. Dies führt dazu, dass die führenden politischen Ämter fast alle von Leuten dieser Ethnie besetzt sind, obwohl die Ewe im Süden des Landes zahlenmäßig sehr viel mehr vertreten sind.

Mein nächstes und vermutlich letztes Projekt ist ein sportliches Turnier in Solla mit einem Fußballturnier für Jungs, einem Volleyballturnier für Mädchen und einem Leichtathletikwettbewerb für beide Geschlechter. Um dieses Projekt zu finanzieren erhoffen wir uns Unterstützung von der deutschen Botschaft. Dieses Projekt steht allerdings noch in den Sternen und die Realisierung ist noch sehr unsicher.

Meine alltägliche Arbeit läuft nach wie vor. Der Sportunterricht in der Schule von Ayoto ist immer wieder ein großer Spaß für die Kinder und auch für mich, obwohl es angesichts der geringen Französischkenntnisse der Schüler für mich immer wieder eine Herausforderung ist, meine Pläne umzusetzen. Im Lycee gebe ich mittlerweile in allen drei Klassenstufen wöchentlich eine Stunde, in der wir versuchen uns so viel wie möglich auf Deutsch zu reden und zu diskutieren. Zudem nehme ich einmal pro Woche am Englischunterricht der Abschlussklasse teil.

Das Volleyballtraining läuft dank eines neuen Volleyballs, der mir auf meiner Reise nach Ghana von meinen deutschen Freunden mitgebracht wurde nun noch besser. Auch die abwertenden Kommentare der Jungs sind nach einem grandiosen Sieg unserer Mädchenmannschaft über die Jungenmannschaft weitgehend verebbt. Für mich als ehrgeiziger Trainer im sportlichen Bereich, war das eine enorme Genugtuung und Motivation weiterzumachen.

Der Klub für den Schutz und die Verbreitung der Kinderrechte läuft mittlerweile nur noch am Collège, dafür allerdings umso besser. Die amerikanische Organisation Peacechorps hat einen Wettbewerb mit allen Klubs dieser Art aus dem gesamten Land veranstaltet bei dem es um Kreativität, Moral und Geschickt ging. Die Kinder waren sehr begeistert und haben sich von den anderen Kindern viele Spiele Ideen und Späße abgeguckt, die von nun an in ihrem Repertoire vorhanden sind.

 

3. Das Leben in der Pfarrei „St. Augustin de Solla“

 

Mein Leben ist hier in jedem Fall sehr religiös geprägt und die meisten Geschehnisse haben einen religiösen Zusammenhang. Grundsätzlich finde ich das nicht problematisch, sondern eher positiv. Dennoch stellt sich für mich als Protestant immer wieder der Konflikt zum Katholischen, indem ich hier arbeite. Dennoch werde ich von niemandem zu etwas gezwungen und mir begegnen alle Leute mit großer Toleranz. Was mir besonders gefällt ist, dass man mich hier einfach kennt und ich, wenn ich durch den Ort laufe auch einfach von vielen Leuten mit meinem Namen angesprochen werde. Selbst die kleinen Kinder versuchen sich meinen Namen zu merken, allerdings mit etwas weniger Erfolg. Bei ihnen heiße ich mittlerweile „Onges.“

Was an dem religiösen Hintergrund sehr schön ist, ist dass man von Anfang an einen Zugang zur Gesellschaft hat und gleich Leute kennenlernt, bei denen man gut aufgehoben ist.

Was meine Seminartage angeht, lasse ich mir nun von einer Freundin im Ort zeigen, wie man Hirsebier braut und mit Joseph, dem togolesischen Praktikant der Pfarrei, mache ich zusammen einen Französischsprachkurs, indem wir politisches und literarisches Französischen lernen.

In der Pfarrei finden oft Versammlungen zu religiösen Themen statt, an deren Ende ich oft die Gäste von weiterer Entfernung nach Hause fahre.

Grundsätzlich ist in der Pfarrei immer etwas los und man hat immer jemanden mit dem man reden kann. Auf der anderen Seite hat man in seinem Zimmer doch meistens die nötige Anonymität, wenn man sich mal zurückziehen möchte. Eine mehr oder weniger ideale Situation, finde ich.

 

4. Fazit

 

Zu meinem Aufenthalt hier in Togo kann ich abschließend sagen, dass es mir weiterhin sehr gut gefällt und dass ich mich auf die restlichen drei Monate sehr freue. Die Projekte, die noch geplant sind, erfordern viel Organisationsarbeit, sodass ich damit sicherlich gut beschäftigt sein werde. Ich bin enorm motiviert und ich habe große Hoffnung, dass diese Ziele, die ich noch habe, auch erfüllt werden. Auf der anderen Seite denke ich jedoch auch, dass in drei Monaten auch für mich das Projekt zu Ende ist und meine Kreativität eine Pause braucht. Ich glaube dann ist der ideale Zeitpunkt, um dieses Projekt zu verlassen.

 

Solla, den 5.6.2013,

Joris Krull