Neues aus Solla

27.12.2012 11:47

 

Die Kennenlernphase ist in vollem Gang und ich komme mit dem Dialekt sehr viel besser zurecht als noch vor einigen Tagen. Die ersten Worte in Kabiye habe ich mittlerweile gelernt und ich kann die Leute zumindest richtig grüßen, was mehr ist als man denkt, denn in einem Umkreis von 5 km um Solla herum werden mindestens fünf verschiedene Dialekte von Kabiye gesprochen und noch 3 komplett andere Stammessprachen. Die meisten Leute können jedoch französisch sprechen, aber sie freuen sich ungemein, wenn man sich für ihre indigene Sprache interessiert. Die Landschaft hier ist atemberaubend, genauso wie das Klima. Aus der Wüste kommt die kalte Nachtluft jeden morgen mit dem Hamadan zu uns nach Solla und bringt Frische mit sich. Nach dem Mittagessen wird es wieder sehr warm hier, aber immer noch aushaltbar. Man kann das Klima einfach nicht mit dem in Lomé vergleichen. Da es hier schon um halb 6 morgens hell ist, fängt man sehr früh an zu arbeiten und macht dafür in der heißen Mittagssonne eine längere Pause. Nachmittags geht man dann seinem Programm nach. Ich lerne sehr viele Leute kennen, die mir alle viel zeigen wollen und sich freuen, wenn ich mir angucke wie sie Leben. Die Kinder sind besonders neugierig und wenn man ihnen winkt freuen sie sich jedes Mal, als wäre Weihnachten. Ein weißer Mensch ist hier eben einfach etwas Besonderes und anders als in Lomé versuchen die Leute hier nicht, einen auszunutzen, sondern wollen von einem lernen und die eigene Kultur zeigen. Besonders fasziniert mich das Essen. Unsere Haushälterin ist Togolesin und sie kann unglaublich gut kochen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich als Europäer das Essen so lieben lernen würde. Es ist äußerst gesund und vor allem sättigend. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich das sage, aber ich lebe hier sehr gerne vegetarisch. Der größte Stereotyp von Afrika als hungernder Kontinent ist, jetzt wo ich es mit eigenen Augen sehe: Der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Selbst wenn die Leute hier vermutlich mit weniger als einem Dollar pro Tag, also unter der absoluten Armutsgrenze leben, haben sie viel zu essen. Man baut selbst so viel an, dass man bestimmt drei Familien ernähren kann. Geld ist fast überflüssig hier. Ich bin froh, dass ich hier einige Freunde gefunden habe, mit denen ich viel Spaß haben kann. Die meisten von ihnen sind aus einer Deutschklasse und sie können mindestens so gut deutsch wie ich französisch. 

Das Weihnachtsfest war bzw. ist immernoch ein großes Event für die Einwohner. Jeden Abend wird gefeiert und einfach jeder hat gute Laune. Auch, wenn ich das Weihnachtsfest in Deutschland vermisse, kann ich nicht sagen, dass ich es bereue, schon vor Weihnachten abgeflogen zu sein.