Reise zum Zwischenseminar nach Ghana

06.02.2013 17:15

 

Das Zwischenseminar findet für mich schon sehr früh statt und daher kann ich dort nur von den Erfahrungen der anderen profitieren, selbst allerdings noch nicht so viel dazu beitragen. Ich habe noch keine Ahnung, was mich dort erwartet; ich plane am 20.1. den Kleinbus von Solla nach Lomé zu nehmen und am 21.1. Mein Visum zu beantragen. Sobald ich mein Visum habe, fahre ich sofort nach Ghana.

Meine anfängliche Hoffnung, ein paar einfache Tage in Lomé zu haben, wurde schnell zunichte gemacht. Unsere Kontakte in Solla haben Probleme und brauchen Hilfe (meist finanziell). Ich muss also einiges Erledigen. Die Patenschaft, die von unserem Freund Bernard hat verwaltet wird, hat Geld überwiesen, dass nun zu ihm bzw. dem Patenkind muss. Ein anderer Freund wurde unrechtmäßig von der Gendarmerie festgehalten und will nun gegen diese klagen. Für seine Telefonate und seine Fahrten zum Gericht braucht er ebenfalls Geld. Noch jemand ist krank, ein Computer muss von A nach B geschafft werden und ein Geschenk für eine Schwesternweihe und einige weiter Dinge müssen gekauft werden und ich muss mich mit jemandem Treffen, der dieses Sachen bis zum Wochenende mit nach Kara nehmen kann. Dieser Jemand ist anscheinend kein geringerer als ein reicher Präsidentschaftskandidat, der diverse Organisationen gegründet hat und steinreich ist.

 

Es geht los: Sonntagmorgen um 9 Uhr fährt der Kleinbus, vor dem mich alle gewarnt haben los. Ca 500km gen Süden in die unglaublich heiße Hauptstadt. Der Kleinbus, der in Deutschland mit maximal zwölf Leuten beladen würde, wurde hier mit der doppelten Anzahl Leute vollgestopft. Das Gepäck wurde Auf dem Dach festgebunden. Als ich das beladene Gefährt sah, war ich erstmal erstaunt. Der Gepäckhaufen auf dem Dach war nochmal so hoch wie das Auto selbst auch. Auf dem Dach unter anderem: Leere Benzinkanister, Automotoren und schließlich ein Motorrad. Das Handgepäck im Bus war praktisch unzugänglich. Als Weißer bot man mir einen „angenehmen“ Platz am Fenster mit „viel“ Beinfreiheit an. Obwohl ich sonst notorisch diesen Beschützerinstinkt gegenüber Weißen ignoriere, tat ich dieses Mal wirklich gut daran, mich ihm zu beugen. Als sich herausstellte, dass mit mir auf der Rückbank noch ein junger Mann, und zwei dicke Frauen saßen, war dieses Privileg „Weiß“ auch verloren. Die Fahrt dauerte letztlich knapp 13 Stunden bis nach Lomé anstatt der geplanten und standardmäßigen 7 Stunden mit dem normalen Bus. Schuld waren Zwei Autopannen, einige Aus- und Zusteiger und der Busfahrer, der scheinbar in jedem Ort Leute kannte und immer eben anhalten musste, um diese zu grüßen. Auch wenn ich dies nicht verstand und am liebsten mal meine Meinung gesagt hätte, hab ich mich als Kulturfremder zurückgehalten. Nachdem ich in meiner „Residenz“ in Adidogomé von Robin, dem anderen Freiwilligen, empfangen wurde, war die erste lange Reise ohne einen Begleiter überstanden. Am nächsten Morgen, fuhr ich dann mit Robin zur ghanaischen Botschaft in Lomé und durfte dort meine ersten Erfahrungen mit ghanaischen Beamten sammeln. Als ich den Visumsantrag dann zum zweiten Mal ausgefüllt hatte (beim ersten Mal hatte ich vergessen in Großbuchstaben zu schreiben; weitere Begründungen für ein erneutes Ausfüllen wären unter anderem auch die Schriftfarbe schwarz statt blau, etc…), wurde ich dann in zwei Tagen wieder herbestellt.

Die Aufgaben in Lomé waren leicht zu erledigen und der Präsidentschaftskandidat entpuppte sich als äußerst bodenständiger und kommunikativer Mensch, mit dem man sich gut unterhalten konnte.

Das Visum habe ich zum genannten Termin nicht abholen können, also musste ich am Donnerstagmorgen noch einmal vorbeikommen. In der Hoffnung das Visum dann ausgehändigt zu bekommen, nahmen wir unser Reisegepäck direkt mit zur Botschaft, um danach direkt weiter nach Ghana zu fahren. Erfolgreich!

An der Grenze lief alles glatt und neben abgesehen von einigen aufdringlichen Verkäufern oder „Fremdenführern“ kamen wir ohne große Probleme über die Grenze. Nach etwa eineinhalb Stunden Wartezeit im Trotro ging es dann los von Aflao nach Ho.

Gerade rechtzeitig zum Ghanaspiel im Afrikacup saßen wir mit den anderen Ho Freiwilligen in einer Bar und genossen die Atmosphäre. Da Thilkos Mitfreiwillige nicht mehr in Ho war, konnten Robin und ich für die Tage mit bei Thilko wohnen. Gemeinsam versuchten wir uns in Ho selbst zu versorgen. Eigentlich sehr erfolgreich, muss man sagen. Die Tage bis zum Seminar verliefen relativ ähnlich: Africacup, Marktbesuche, Freiwillige kennenlernen. Eine weitere sehr interessante Person, die ich kennenlernen durfte war unser Seminarleiter Onkel G. Ein etwas älterer sehr kluger Mann, der uns sehr viele Erfahrungen vermitteln kann und uns auch Interessante Denkanstöße gab. Als Ghanaexperte konnte er uns zu praktisch jedem Sachverhalt eine Erklärung liefern. Das Seminar selbst war ebenfalls äußerst interessant; die Reflexion mit den anderen Freiwilligen hat mir persönlich sehr viel gebracht und mir auch sehr viel Spaß gemacht. Einen Ausflug zur Sklavenburg nach Keta haben wir ebenfalls gemacht. Die letzten beiden Nächte des Seminars haben wir in Akuapim in einem Institut für Theologie (Akrofi-Christaller Institut) verbracht. Dort haben wir einige sehr interessante Gespräche mit den führenden Köpfen des Instituts führen können und dieses äußerst sehenswerte Dorf ansehen dürfen. Nach zwei Tagen dort ging es weiter nach Accra, in die Hauptstadt von Ghana. In Accra haben wir eine Rundtour gemacht und das Universitätsviertel gesehen, sowie einige andere Sehenswerte Dinge. Schlussendlich finde ich, dass Accra viele schöne Seiten hat, es allerdings auf der anderen Seite auch viele sehr arme Gebiete gibt. Anders als in Lomé ist Armut und Reichtum voneinander getrennt. Erst durch diese Stadtrundfahrt ist mir klargeworden, dass dieses zusammen Leben von Arm und Reich Lomé zu einer so einzigartigen Großstadt macht. Im Süden Ghanas gibt es viele sehr weit entwickelte Gebiete und da ich bisher erst den Süden von Ghana erkundet habe, habe ich auch das Bild von einem relativ weit entwickelten Land, was zumindest Infrastruktur und Lebensbedingungen im Süden angeht.

Dennoch habe ich mich wieder auf mein Leben in Togo gefreut, denn auch wenn ich es vorher nicht erwartet habe, so habe ich gemerkt, dass zwischen diesen beiden Ländern eindeutig Welten liegen, die man nicht wirklich vergleichen kann.

Alles in allem hat mir der Ausflug nach Ghana sehr viel Spaß bereitet und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch hier bei den anderen Freiwilligen, die wahrlich eine willkommene Abwechslung zu dem Leben in Solla sind. Trotzdessen bin ich froh wieder zu Hause zu sein.

(Ich bitte um entschuldigung der Rechtschreibfehler, hatte keine Zeit mehr zu korrigieren).